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Eine Kindheit voll Liebe

In Anlehnung an das Zitat: "Mit einer Kindheit voll Liebe kann man ein halbes Leben hindurch die kalte Welt aushalten." von Jean Paul (1763-1825); auf dem Bild: mein Sohn und ich.

 

Vor kurzem bin ich über dieses Zitat gestolpert, welches mich zu diesem Artikel inspiriert hat:

„Mit einer Kindheit voll Liebe kann man ein halbes Leben hindurch die kalte Welt aushalten.“ Das schrieb Jean Paul, ein deutscher Schriftsteller, der eigentlich Johann Paul Friedrich hieß, um etwa 1800 (ganz beachtlich für diese Zeit).

 

Meine erste Reaktion: "JA, bestimmt!"

Meine persönliche Ergänzung: Was für deine Kinder (die aus Fleisch und Blut) gilt, gilt nicht weniger für dein inneres Kind.

 

Ich bin der Meinung, dass die wenigsten von uns eine Kindheit voll Liebe und Geborgenheit erfahren haben. Und gleich mal NEIN, ich möchte hier kein Eltern-Bashing (egal welcher Generation) lostreten. Es geht mir auch gar nicht nur um die Kinder einer bestimmten Generation.

 

Meine Frage lautet vielmehr: Wie kann ich als Mutter etwas weitergeben, was ich als Kind selbst nie erfahren und erlebt habe? (Gilt selbstverständlich auch für Väter!)

 

Diese Frage begann ich mir jedenfalls zu stellen, als ich vor einigen Jahren mein erstes Kind in den Armen hielt. Ich spürte zum ersten Mal in meinem Leben eine Dimension der Liebe, wie ich sie bis dahin noch nie gespürt hatte. Überflutende Liebe, unendlich groß und tief, irgendwie auch beängstigend. Ich spürte aber auch, dass ich das mit dieser bedingungslosen Liebe gar nicht wirklich begreifen konnte, sie mich überforderte und ich nicht wusste, was ich damit machen soll. Irgendwo in mir drin ahnte etwas, dass ich selbst als Kind diese Art der Liebe wohl nicht erfahren habe, auch wenn ich das noch nicht bewusst in Worte fassen konnte. In mir war eine tiefe Traurigkeit, unendlich viel Einsamkeit, Verzweiflung und auch große Wut. Und NEIN, meine Eltern haben mich nicht mit Absicht schlecht behandelt. Es ist vielmehr etwas, was sich meiner Meinung nach schon schier endlos durch unsere Generationen zieht und was meine Eltern in ihrer Kindheit auch schon nicht selbst erfahren und erleben durften – wie so viele Generationen bereits vor ihnen. Das Gefühl, geliebt zu sein. Das Gefühl, geborgen zu sein. Das Gefühl, angenommen zu sein.

 

Die Lebensumstände von Kindern haben sich (zumindest hierzulande) in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten zum Glück bereits bedeutend verbessert - schon allein was Kinderarbeit, Schulbildung und auch körperliche Züchtigung angeht. Inzwischen steht sogar die Eintragung von Kinderrechten in unser Grundgesetz kurz bevor. Nur: wie steht es um die emotionalen und damit auch psychischen Verbesserungen? Ist es verwunderlich, dass sich so viele Eltern mit Er- wie Beziehungsthemen auseinandersetzen, die bedürfnis- und bindungsorientiert sind? Dass so viele Eltern hilflos sind, wie das mit den Kindern eigentlich „richtig“ geht? Dass da so viel Ratlosigkeit herrscht und es, auch wenn man sich damit eingehend befasst hat, so schwierig ist, diese Lebens- wie Verhaltensweise im Alltag zu integrieren? Und das auf der anderen Seite vielen Kindern auch mit Herablassung, Hartherzigkeit und nicht auf Augenhöhe begegnet wird?

 

Mich hat diese Bedürfnis- und Beziehungsorientierung sowie das Streben danach fast schon magnetisch angezogen. Ich spürte eine tiefe Sehnsucht in mir nach diesem „natürlichen Idealzustand“ und wollte diesen unbedingt für meine Kinder erschaffen.

 

Und dann bin ich immer wieder so kläglich an diesem Ideal in meiner Vorstellung gescheitert. Ich konnte es einfach nicht per Willenskraft als meine innere Haltung implementieren. Auch heute falle ich immer wieder mal aus dieser Haltung heraus und verheddere mich in alten Strukturen und Mustern. Aber anstatt mich (wie früher) dafür aufs härteste zu verurteilen, versuche ich es einfach jeden Tag wieder und wieder und bin mir sicher, dass es dadurch allein schon jeden Tag mindestens ein kleines bisschen mehr verinnerlicht wird. Ich habe gelernt, mir zu verzeihen. Ich bin nicht Buddha (jedenfalls noch nicht!) und das Verzeihen klappt eben auch mal mehr und mal weniger gut. :-) Eine ganz entscheidende Wendung brachte für mich, dass ich nach der ersten Geburt eine (irgendwann auch nicht mehr weiter zu ignorierende) ausgewachsenene Depression entwickelte. Aufgrund meiner Depression kam ich (zum Glück!) schließlich an den Punkt, dass ich mit mir selbst beginnen musste...

 

Ich begann also, meine eigenen Themen aufzuarbeiten und mich meinem inneren Kind zuzuwenden. Ich lernte, dass das „Nachbeeltern“ der eigenen inneren Kinder ein ganz elementarer Punkt ist, der diese bedingungslose Liebe, das Annehmen und das Mitgefühl auch für die eigenen Kinder erst möglich macht.

 

Aufgrund meiner ganz persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema ist mein Herzensprojekt MamaMorphose entstanden. Ich möchte dich gerne dabei unterstützen, mit deinen eigenen inneren Kindern in einen guten Kontakt zu kommen. Damit du diesen verletzten kleinen Seelen das geben kannst, was sie früher so schmerzlich vermissten und was auch heute, viele Jahre später, in dir noch nicht befriedet ist. Um auch dir den Weg dafür zu öffnen, mit deinen Kindern in einer guten Verbindung zu sein und sie nicht deinen Schmerz unterschwellig übernehmen und weitertragen.

 

Keine Sorge, es geht nicht darum, „danach“ dann alles richtig und perfekt zu machen. Das ist meiner Meinung nach eine Utopie. Wir alle sind Menschen und keiner von uns ist perfekt. Das ist auch gut und richtig so. Es geht mir vielmehr darum, „verstopfte Kanäle“ wieder frei zu machen: Gefühle wieder spürbar zu machen, Emotionen wieder zuzulassen, die bis dahin unterdrückt oder abgeschnitten wurden. Um sie wieder frei fließen zu lassen. Damit du mit deinen Kindern in einer wirklichen Beziehung und tiefen Verbundenheit sein kannst.

 

Ich habe für mich vor einiger Zeit entschieden: Ich möchte aus diesem Kreis ausbrechen. Denn die zumeist unbewusste Weitergabe von Traumata, die viele Generationen vor uns bereits durchlitten haben, führt auch in unseren heutigen Beziehungen, in unseren heutigen Familien, noch immer zu viel (seelischem) Schmerz und auch krank machenden Verhaltensmustern gegenüber unseren Kindern. Ganz ohne dass wir das wollen. Aber wir tun es trotzdem.

 

Ganz wichtig ist mir hier, mein Verständnis des Begriffs „Trauma“ richtig einzuordnen. Ein Trauma wird zumeist als "Schocktrauma" verstanden, also ein singuläres bzw. genau zuordenbares Erlebnis: z.B. Missbrauch, Vergewaltigung, physische Gewalt, ein Unfall, Kriegstraumata.

 

Daneben gibt es aber auch die meines Erachtens nach sehr weitverbreiteten "Entwicklungstraumata". Diese geschehen vorrangig in der Kindheit und die einzelnen Ereignisse sind für sich allein betrachtet "klein" und leicht zu übersehen. Aber durch fortwährende Wiederholung lösen sie eine Traumatisierung aus: Gefühle werden nicht verstanden und ernst genommen (das wütende Kind wird aufs Zimmer geschickt, bis es wieder lieb ist), Liebe wird an Bedingungen geknüpft (nur ein braves Kind wird geliebt) uvm. Im Einzelfall nicht weiter Aufsehen erregend. Vieles davon, wenn nicht sogar das meiste, geschieht unbewusst und nicht in böser Absicht durch die Eltern. Ich glaube auch, dass es nur die allerwenigsten Eltern überhaupt sind, die ihre Kinder gar nicht lieben (können). Viel eher haben sie es bereits genauso als Kinder erfahren, später dann verdrängt und vergessen. Deswegen aber nicht weniger schlimm.

 

Die Folge ist, dass sich bestimmte Fähigkeiten nicht entwickeln können. Als eine der wichtigsten für unsere mentale Gesundheit wird in der Psychologie als die Fähigkeit zur Selbstregulation bezeichnet. Wenn ich mich nicht wirklich entspannen oder zur Ruhe kommen kann, wenn ich unter Schlafstörungen leide oder auch das Gefühl, anders zu sein als alle anderen auf dieser Welt, das Gefühl innerer Leere - das können Symptome sein, die auf ein Entwicklungstrauma hindeuten.

 

Diese Unterscheidung bzw. diese Erweiterung des Begriffs „Trauma“ ist mir sehr wichtig. Denn wenn es bspw. um transgenerationale Weitergabe von Traumata geht, sind eben nicht nur die Kriegstraumata unserer Großeltern gemeint, sondern eben auch die emotionale Verarmung als Kind und eine sich dadurch nicht optimal entwickelte Feinfühligkeit, die sich später dann auf Beziehungsebene mit den eigenen Kindern wiederholt und sich somit weiterträgt und weiter auswirkt. Was nun aber nicht heißen soll, dass ich nun die Traumata bis in die 5. Generation vor mir zurückverfolgen muss, um etwas zu verändern. Ich kann im Hier und Jetzt mit mir anfangen, mit meinem ganz eigenen Rucksack.

 

Ich hoffe, dass das nicht künstlich aufgeblasen und überdimensioniert auf dich wirkt. Für mich ist das mein absolutes Herzensthema und als Coachin nicht nur eine bezahlte Arbeit, sondern auch ein absolut wichtiger Beitrag für unsere Gesellschaft. Denn nur wenn ich Mitgefühl und Liebe für mich selbst spüren kann, wenn ich auch meinen negativen Gefühlen wie Trauer und Schmerz Raum geben und sie annehmen kann, dann kann ich dies auch bei meinen Kindern und auch Mitmenschen. Und ich glaube fest daran, dass unser gesellschaftliches Leben, öffentlich wie privat, dann ganz anders aussehen würde, als es dies im Moment tut.

 

Wen dieses Thema übrigens noch eingehender interessiert, empfehle ich an dieser Stelle ein Buch des Autors Sven Fuchs: „Die Kindheit ist politisch!“. Er stellte u.a. die These auf: „Als Kind geliebte Menschen fangen keine Kriege an.“ Ich bin davon zutiefst überzeugt, und zwar nicht nur auf der großen politischen Bühne, sondern eben auch im kleinsten: Zuhause in unserer Familie und mit den Menschen um uns herum.

 

Irgendwo habe ich das hier mal gelesen: „Shout out to the parents healing their own childhood wounds so they can show up in their relationships with their own kids.

YES!!! Dafür habe ich mich entschieden. Ich will es nicht weitertragen. Ich will es anders machen. Für mich und für meine Kinder und für all die Menschen um mich herum. Und ich will von Herzen gerne andere auf ihrem Weg dorthin unterstützen.

 

Denn: wenn Trauma über viele Generationen hinweg immer weitergegeben werden kann, dann muss das gleiche doch auch für die Befriedung des Traumas (ich mag das Wort "Heilung" nicht so gerne) und damit eine nachhaltige Veränderung gelten. Und das mache ich jetzt so gut ich eben kann. Nach wie vor durch sehr viel Selbsterfahrung und der Auseinandersetzung mit mir selbst, ich glaube auch, dass das eine sehr sinnvolle Lebensaufgabe ist. Aber auch, indem ich anderen Mamas in ähnlichen Situationen eine Stimme und ein Forum gebe, eine Community aufbaue, Sensibilität für dieses Thema schaffe und auch Mamas coache, die sich wie ich für eine nachhaltige Veränderung entscheiden und bei sich selbst beginnen möchten. Möchtest du das auch? Komm gerne auch in meine Facebook-Gruppe!

 

Dazu wie das genau gehen kann, gibt es natürlich unzählige verschiedene Ansätze und Methoden. Und da wir alle einzigartig sind, brauchen wir auch individuelle Wege und Lösungen. Manches begleitet dich vielleicht nur eine Zeit lang und wird dann durch etwas anderes abgelöst. Manchmal braucht es ganz viel und intensive Auseinandersetzung, dann wieder Abstand und Ruhephasen. Wir alle müssen aber zunächst eine Entscheidung fällen: Ich will, dass es anders wird. Und dann geh für dich los!

 

Du hast bis hier her alles gelesen? Dann Danke ich dir sehr für die Zeit und Wertschätzung, die du mir damit entgegengebracht hast. Aus ganzem Herzen wünsche ich dir nur das Beste für dich und deinen Weg!

 

Alles Liebe,

Deine Kathrin

 

 

P.S.: Falls du dich jetzt fragst, ob mein Weg bzw. meine Methode, mit der ich arbeite, vielleicht auch die richtige für dich sein könnte, dann melde dich ebenso gerne bei mir. In einem unverbindlichen und kostenfreien Erstgespräch können wir uns kennenlernen und dieser Frage gemeinsam nachgehen.

 

 

Und weil dies ein Blog ist, bis du jetzt dran: Was denkst du darüber? Wie war deine Kindheit? War sie voll Liebe und Geborgenheit? Oder hältst du seit einem halben Leben die Welt eher mehr schlecht als recht aus?

Schreib mir gerne deine Meinung und vielleicht auch deine Erfahrungen damit unten in das Kommentarfeld oder schick mir eine persönliche Nachricht. Ich freue mich darauf, von dir zu lesen!

 

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